Interview: Adrian Fluri, Interregionale Blutspende SRK Interviews

20. Januar 2022 – Am 29. Januar findet in der Tissot Arena unsere erste Blutspendeaktion statt. Wir haben Adrian Fluri, Leiter Marketing & Kommunikation der Interregionalen Blutspende SRK, getroffen und uns mit ihm über die Wichtigkeit solcher externer Entnahmeaktionen, Blutspende-Mythen und über den Einfluss der Corona-Pandemie auf den Blutspendedienst unterhalten. 

Hallo Adrian, Ihr seid im Sommer auf uns zugekommen mit der Anfrage, ob wir mit euch zusammen eine Blutspendeaktion organisieren würden. Wie kommt es, dass ihr immer wieder Aktionen zusammen mit Sportclubs plant? 

Für uns sind Blutspendeaktionen mit Sportclubs wie dem EHC Biel eine grosse Chance das Thema Blutspenden an ein neues Publikum heranzutragen und die Wichtigkeit des Themas aufzuzeigen. Nur wenige wissen zum Beispiel, dass vier von fünf Personen einmal im Leben auf ein Blutprodukt oder ein Medikament aus Blut angewiesen sind.
Zudem können aufgrund der Pandemie viele Firmen-Blutspendeaktionen nicht stattfinden, da die Mitarbeitenden im Homeoffice sind. Hier mussten wir kreativ sein und neue Lösungen finden. So ist die Idee von Blutspendeaktionen mit Sportclubs wie dem EHC Biel entstanden. Als langjähriger EHCB-Fan freue ich mich speziell auf die gemeinsame Aktion vom 29. Januar in der Tissot Arena.

Weshalb gibt es in den Wintermonaten jeweils eine «Blutleere» (fehlende Blutkonserven)?

Erfahrungsgemäss sinken die Blutreserven über die Festtage, da unsere Blutspendezentren an den Feiertagen geschlossen sind und auch keine mobilen Spendeaktionen stattfinden.

In diesem Jahr kämpfen wir zusätzlich mit der Entwicklung der Pandemie; die hohen Fallzahlen sorgen dafür, dass viele aufgrund von Isolation oder Quarantäne vorübergehend nicht spenden können. Wir sind dadurch bereits jetzt im «Playoff-Modus» angelangt: Aktuell sind wir auf jede Spende angewiesen, da unsere Blutreserven auf einem kritisch tiefen Niveau angelangt sind.

Wie lange kann gespendetes Blut verwendet werden?

Blut ist nur kurz haltbar. Blutplättchen nur sieben Tage, rote Blutkörperchen rund 6-7 Wochen. Unsere «Saison» dauert dadurch 12 Monate: Es braucht über das ganze Jahr regelmässige Blutspenden, um die Versorgung der Spitäler aufrecht zu erhalten.

Gibt es irgendwelche Blutspende-Mythen? Falsche Annahmen wie eine Blutspende abläuft oder was mit dem gespendeten Blut passiert, die ihr immer wieder aufklären müsst?

Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass das gespendete Blut nicht direkt zu den Patient:innen in den Spitäler geht, sondern zunächst im Labor umfassend getestet und in drei Blutprodukte aufgeteilt wird (rote Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasma). So kann je nach gesundheitlichem Problem gezielt geholfen werden. Krebskranke benötigen beispielsweise andere Blutprodukte als z.B. ein Unfallopfer mit massivem Blutverlust.

Ein weiterer Mythos ist die Annahme, dass mit einem Tattoo nicht gespendet werden kann. Dem ist aber nicht so. Nach dem Stechen muss lediglich vier Monate gewartet werden und danach kann wieder Blut gespendet werden.

Es heisst, Blutspenden tut dem eigenen Körper gut. Warum? Was passiert im eigenen Körper nach einer Blutspende?

Eine Blutspende inkludiert auch immer einen kostenlosen Blut-Check. Das gespendete Blut wird dabei auf verschiedene Erreger untersucht. So können mögliche Krankheiten frühzeitig erkannt werden.

Nach der Spende wird das abgenommene Blutvolumen schnell wieder ausgeglichen. Die weissen Blutkörperchen und das Plasma werden innerhalb eines Tages ersetzt. Die roten Blutkörperchen gleichen sich nach einer Woche wieder dem Ausgangswert an.

Die andauernde Corona-Pandemie bremst die Spendenden noch zusätzlich. Regelmässig Spendende sind zum Teil in Quarantäne und Neuspender:innen sind abgeschreckt. Was muss ich in Bezug auf Corona beim Blutspenden beachten?

Für die Blutspende gilt keine Zertifikatspflicht. Durch unser bewährtes Schutzkonzept mit Maskenpflicht, Abstand und weiteren Massnahmen ist eine sichere Blutspende gewährleistet.

Nach einer Covid-19 (Booster-)Impfung kann nach 48 Stunden wieder Blut gespendet werden, sofern keine Symptome auftreten. Personen, die nach der Impfung Symptome entwickeln, können 7 Tage nach vollständigem Abklingen der Symptome wieder Blutspenden.

Wer in den letzten 10 Tagen engen Kontakt zu einer Covid-19 positiven Person hatte, darf nicht Blut spenden.

Weshalb gilt keine Zertifikatspflicht an dem Blutspendetag?

Die Blutspendedienste sind von der Zertifikatspflicht befreit, damit die Blutversorgung sichergestellt werden kann. Durch das bereits erwähnte Schutzkonzept kann die Blutspende im sicheren Rahmen stattfinden.

Vielen Dank für das Gespräch! Wir freuen uns auf den Spendetag am 29. Januar in der Tissot Arena! Interessierte Spender:innen finden alle Informationen zur Aktion unter ehcb.ch/blutspende. Melden Sie sich heute noch an und unterstützen Sie Menschen in Not.