Du bist vor einer Woche in Biel eingetroffen. Was sind deine ersten Eindrücke?
Bis jetzt sehr gut. Wir sind momentan noch in einem Hotel im Zentrum der Stadt untergebracht. Für unsere Familie wird es sicher gut sein, wenn wir dann die eigenen vier Wände haben. Ich war vorher noch nie in Europa, der Lifestyle hier ist komplett anders als in Nordamerika. Bis jetzt ists unglaublich. Auch die Eindrücke von den Jungs sind sehr positiv, es freut mich in ein konkurrenzfähiges Team zu kommen. Ganz allgemein war es bis jetzt fantastisch.
Was hat dich dazu bewogen, den Wechsel über den grossen Teich zu wagen und in Biel zu unterschreiben?
Ich war zuvor in Buffalo und wir haben den Vertrag dort beendet. Europa war dann sofort eine Option für meine Familie. Aufgrund der Ausländerbeschränkung ist es aber nicht einfach, in einem kompetitiven Team Unterschlupf zu finden. In Biel hat sich dann zum Glück etwas ergeben. Ich kenne Gaëtan Haas aus meiner Zeit mit den Edmonton Oilers und habe auch mit anderen über Ecken Berührungspunkte gehabt. Ich habe mit mehreren Leuten gesprochen, unter anderem mit Patrick Kane, aber auch befreundeten Spielern, die die Liga bereits kennen. Ich habe nur Gutes über die Stadt und das Team gehört, so fiel mir der Entscheid leicht.
Du hast mit Gaëtan Haas bei den Oilers und Damien Brunner in Detroit zusammengespielt.
Ja genau, wobei mit Damien war es glaube ich nur ein Spiel, ich war damals noch sehr jung und kam erst in die NHL hoch aus der AHL. Mit Gaëtan habe ich insgesamt eine Saison zusammengespielt, ihn kenne ich besser.
Wir haben hier in Europa schon eher das Bild, dass der Kontakt zwischen den Spielern in Nordamerika oft auch etwas oberflächlich ist, da viele Spieler herumtransferiert werden. Lernt man da die Mitspieler überhaupt richtig kennen?
Es ist wirklich nicht einfach, wenn man aber ein ganzes Jahr zusammenspielt und durch Nordamerika reist, wie bspw. mit Gaëtan, dann lernt man ihn schon auch als Mensch und Spieler kennen. Aber gute Freundschaften können so kaum entstehen, da man sich eigentlich nur während acht Monaten sieht und man sich anschliessend vielleicht auch gar nie mehr trifft. Aber über Gaëtan kann ich beispielsweise nur Gutes sagen, er ist wirklich ein guter Typ und Spieler. Dass er hier spielt und der Captain des Teams ist, hat mich sicher auch dazu bewogen, in Biel zu unterschreiben.
Du hast vorhin erwähnt, dass du mit Patrick Kane über den EHCB gesprochen hast. Wo hast du ihn kennengelernt?
Meine Frau ist aus Chicago, wir verbringen unseren Sommer jeweils dort. Patrick und ich haben denselben Fitnesscoach im Sommer und arbeiten sowohl neben als auf dem Eis jeweils gemeinsam, damit wir bereit sind für den Saisonstart. Mir war gar nicht bewusst, dass er während des Lockouts in Biel gespielt hat. Als ich mich dann mit dem Wechsel nach Biel beschäftigt habe, bin ich auf ihn zugegangen. Er hat nur Gutes über den Club und die Stadt gesagt. Biel sei sehr familienfreundlich, was natürlich für uns mit unserem kleinen Sohn sehr wichtig war. Er hatte offensichtlich richtig Spass, hier Eishockey zu spielen.
Mit dem Transfer nach Europa wirst du zum ersten Mal auf der grossen Eisfläche spielen. Was verändert sich für dich dadurch?
Die grössere Eisfläche fällt einem sofort ins Auge. Man hat mehr Platz auf dem Eis mit dem Puck, dadurch auch mehr Möglichkeiten kreativ zu werden. Auf der defensiven Seite muss man sich dafür immer bewusst sein, wo der Gegenspieler steht. Die Übersicht zu behalten, ist also noch wichtiger. Ich habe in meiner Zeit im College schon 2-3 Spiele auf grösserer Eisfläche gemacht, aber so gross wie hier waren sie dann doch nicht. Es wird sicher eine gewisse Angewöhnungszeit brauchen.
Du führst einen Podcast zum Thema «Mentale Gesundheit und Sport». Wie bist du darauf gekommen?
Seit meiner Zeit als College-Spieler, weiss ich, dass sich das ganze Leben um den Sport drehen wird und da entsteht auch viel Druck dabei. Auch ich wurde zwischendurch mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Es kann hart werden, speziell wenn es dir nicht so läuft, wie es sollte. Ich denke, dass alle Menschen irgendwann schwierige Phasen durchmachen. Wir sind alle davon betroffen, das verbindet uns. Ich fand es immer bereichernd und erleichternd, wenn ich die Geschichten von anderen Menschen gehört habe, wie sie sich mit Schwierigkeiten auseinandersetzen und damit umgehen mussten. Mich interessieren die Gedankengänge der Menschen, wie das Hirn funktioniert. Ich habe einen jungen Mann getroffen, der bei einem Busunglück viele Mitspieler verloren hat. Wir haben gemerkt, dass wir uns für die gleichen Themen interessieren und haben dann mit dem Podcast begonnen und auch schon einige spannende Gäste zu Besuch gehabt. Es ist spannend, von ihnen zu lernen. Ich finde es wichtig, gegenüber diesem Thema offen zu sein.
Interview: Mirio Woern